English
 
Walter is standing in front of me. He is holding a wooden plank in his hands. I know that he will hit me with it if I come any closer. I see the hurt, confusion and anger in his eyes. There is nothing I want do to but to put my arm around him and talk to him. Then he runs away. I don't know why all of that happens. Walter is only 11 years old.
 
A couple of hours earlier I had seen him and his twin brother Anthony outside. It was 2:40 pm and English class was supposed to start at 3 pm. I brushed my teeth, got ready for class and went out to be with them. It was a hot day and they were lying on the sidewalk, in the shade of a wall. I care for these kids. Since last week they had come to class. And I had poured into him. I had ridden in the back of a truck with them. We drank from the same water bottle. We played soccer. We sat together and talked. We made fire. We laughed. And it broke my heart to see them in such pain.

 
After class, a couple of my team mates went to get ice cream. Walter and his brother wanted some of it but my team mates didn't give them any. That's all that had happened. Walter got upset. I don't know how many meals a day he gets. I assume that it is less than 3. He is one of the scholarship children from church. His family cannot pay for their school. They are poor. How could he understand that we white people eat so much ice cream when he doesn't even get enough normal food? How can he understand that we don't want to share with him? 

 
I share all of it with my team mates. I am mad. After talking through it I still don't feel better. When we start to talk about something different, my thoughts drift away. I see Walter's eyes and it hurts so much. Tears start coming up. I cannot practice the skit with my team. I need time by myself. I go upstairs and start crying. My heart breaks for these children. All explanations of poverty don't make sense anymore. The book of Job, the bad businessmen, corrupt politicians, the need of suffering in order to grow, God's sovereignty and goodness, I don't care about it. None of these things explain why it is right for these children to suffer and to hurt. There is no explanation. And I cry. Because I love these children. And I want better for them. But I don't see a way for that to happen.
 
I am thankful for today. God opened my heart to pain and other people. One year ago I was doubting that I had the ability to feel deep things. But I still don't know why Walter and Anthony have the life the have. It is an open wound. And I still don't know how I can do anything about it. 


 
Deutsch
 
Walter steht vor mir. Er hält ein Brett in seiner Hand. Ich weiß, dass er mich damit schlagen wird, wenn ich näher komme. Ich sehe Schmerz, Verwirrung und Wut in seinen Augen. Nichts will ich mehr als meinen Arm um ihn zu legen und mit ihm zu reden. Dann läuft er weg. Ich weiß nicht, warum all das passiert ist. Walter ist nur 11 Jahr alt.
 
Ein paar Stunden vorher hatte ich ihn und seinen Bruder Anthony draußen gesehen. Es war 14:40 Uhr und der Englischunterricht sollte um 15 Uhr anfangen. Ich putzte meine Zähne, holte meine Sachen für den Unterricht und ging nach draußen, um mit ihnen zu reden. Es war ein heißer Tag und Walter und Anthony lagen auf dem Fußgängerweg im Schatten einer Mauer. Die beiden bedeuten mir sehr viel. Seit letzter Woche kommen sie zum Englischunterricht. Und ich hatte viel Zeit mit ihnen verbracht. Ich bin mit ihnen auf der Ladefläche eines Pickup-Trucks durch Quito gefahren. Wir haben aus der selben Flasche getrunken. Wir haben Fußball gespielt. Wir haben zusammen gesessen und geredet. Wir haben Feuer gemacht. Wir haben gelacht. Und es brach mein Herz, so viel Schmerz in ihnen zu sehen.
 
Nach dem Englischunterricht kauften sich ein paar Leute aus meinem Team Eis. Walter und sein Bruder wollten etwas abhaben, aber die Leute aus meinem Team gaben ihnen nichts ab. Das ist alles, was passiert ist. Walter wurde sauer. Ich weiß nicht, wie viele Mahlzeiten er pro Tag bekommt. Ich nehme an, weniger als 3. Er gehört zu den Kindern, die ein Schulstipendium von der Kirche haben. Seine Familie kann sich die Schulgebühren nicht leisten. Sie sind arm. Wir könnte er verstehen, dass wir Weißen so viel Eis essen während er nicht mal genug normales Essen bekommt? Wie kann er verstehen, dass wir nicht mit ihm teilen wollen?
 
Ich erzähle den Leuten aus meinem Team alles. Ich bin sauer. Nachdem wir über alles gesprochen haben, fühle ich mich immer noch nicht besser. Als wir anfangen, über etwas anderes zu reden, wandern meine Gedanken zu der Situation mit den beiden Jungs. Ich sehe Walters Augen und es tut mir weh. Tränen kommen in meine Augen. Ich kann nicht bei der der Theaterprobe mitmachen. Ich muss allein sein. Ich gehe nach oben und weine. Mein Herz bricht entzwei für diese Kinder. Alle Erklärungen für Armut ergeben keinen Sinn mehr. Das Buch Hiob, die bösen Männer aus der Wirtschaft, korrupte Politiker, Wachstum durch Leid, Gottes Allmacht und Güte, all das interessiert mich nicht. Nichts von alledem erklärt, warum diese Kinder leiden und Schmerz in sich herumtragen sollten. Es gibt keine Erklärung. Und ich weine. Weil ich diese Kinder liebe. Und ich will, dass sie ein besseres Leben haben. Aber ich sehe keine Möglichkeit, dass das passieren kann. 
 
Ich bin dankbar für den heutigen Tag. Gott hat mein Herz für Schmerz und andere Mensche geöffnet. Noch vor einem Jahr habe ich ernsthaft daran gezweifelt, ob ich tiefe Gefühle haben kann. Aber ich weiß immer noch nicht, warum Walter und Anthony das Leben haben, das sie haben. Es ist eine offene Wunde. Und ich weiß immer noch nicht, was ich dagegen tun kann.